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plotly

Interaktive Grafiken aus ggplotly

In den bisherigen Sitzungen zu ggplotting hatten wir gesehen, wie man einfache Grafiken erstellt und so anpasst, dass sie z.B. dem corporate design entsprechen oder sogar ansehnlich für den Druck sind. Uns aus dem leicht staubigen Gedanken lösend, dass Datendarstellungen am Ende gedruckt werden müssen, hatten wir uns auch noch damit befasst, wie man Grafiken so animiert, dass man in der Lage ist, z.B. Veränderungen über die Zeit zu verdeutlichen. In diesem letzten großen Abschnitt soll es uns darum gehen, die aktive Rolle in der Datendarstellung nicht allein beim Ersteller oder der Erstellerin zu verorten, sondern auch den Rezipientinnen und Rezipienten die aktive Auseinandersetzung mit der Datenlage zu ermöglichen. Dafür sehen wir uns an, wie man mit plotly interaktive Grafiken erstellt.

Ein bisschen Hintergrund

Plotly is kein R-spezifisches Paket, sondern eigentlich ein ganzes System, mit dem man anhand verschiedener Methoden und Ansätze Dashboards zur Datenvisualisierung erstellen kann. Besonders seit März 2020 haben Datenvisualisierungsdashboards in den Alltag von uns allen Einzug gehalten. Besonders zu Beginn der Covid-19 Pandemie war das Dashboard der Johns Hopkins Universität omnipräsent. Seit Beginn 2021 ist die etwas positivere Perspektive in der Vordergrund gerückt, sodass Seiten wie das vom Bundersministerium für Gesundheit erstellte Impfdashboard stärker in Erscheinung getreten sind. Aber auch über diese spezifischen Daten hinaus gibt es inzwischen auf vielen Seiten die Möglichkeit, mit öffentlich zugänglichen Daten direkt zu interagieren. Die von uns genutzten Daten stammen alle von Gapminder, die natürlich auch auf ihrer Website ein eigenes Dashboard zur Verfügung stellen.

Die Idee von plotly ist es, ein integratives Tool zur Verfügung zu stellen, mit dem man ohne vertiefte Kenntnisse von JavaScript solche Dashboards erstellen kann und sie anhand der gängigsten Programmiersprachen zur Datenverarbeitung und -analyse (z.B. R oder Python) bedienen und anpassen kann. Dazu bietet plotly natürlich eine eigene Website mit diversen Anleitungen und Informationen. Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass plotly dabei zwar die Möglichkeiten zur Erstellung von Dashboards gratis und open-source zur Verfügung stellt, hinter dem gesamten Vorhaben aber ein Geschäftsmodell steht, was darauf fokussiert ist, das Hosting der Dashboards gegen Bezahlung zu übernehmen.

Für uns ist aber vor allem erst einmal relevant, was man mit den Tools so anfangen kann, die uns gratis zu verfügung gestellt werden. Dafür gibt es eine Dash Galerie, auf der man eine Vielzahl wunderschöner und außerordentlich aufwändig gestalteter Plotly-Dashboards sehen kann.

Plotly für R

Der für uns relevante Teil der Plotly-o-spähre ist das R-Paket plotly, welches uns die grundlegenden Tools zur Verfügung stellt, um interaktive Grafiken zu erstellen. Dafür müssen wir, wie immer, das Paket erst installieren und laden:

install.packages('plotly')
library('plotly')
## Loading required package: ggplot2
## 
## Attaching package: 'plotly'
## The following object is masked from 'package:ggplot2':
## 
##     last_plot
## The following object is masked from 'package:stats':
## 
##     filter
## The following object is masked from 'package:graphics':
## 
##     layout

Dieses Paket bietet uns die Möglichkeit, über die plot_ly-Funktion interaktive Grafiken zu erstellen. Aber anstatt uns zu zwingen etwas komplett neues lernen zu müssen, erlaubt uns das Paket auch, mit ggplot() erstellte Grafiken in interaktive Grafiken zu übersetzen! Dafür gibt es die Funktion ggplotly(). Wie uns mitgeteilt wird, hat plotly schon automatisch ggplot2 geladen, damit das Ganze funktioniert.

Unser Beispiel

Wie in den bisherigen Abschnitten, nutzen wir den Ausschnitt zu Investitionen in die Bildung und den von UNDP ermittelten Bildungsindex. Die Daten können wir erneut direkt in R von dieser Seite beziehen:

load(url('https://pandar.netlify.com/post/edu_exp.rda'))

Wie schon in den bisherigen Abschnitten werden wir auch hier wieder mit Gruppierungen arbeiten. Um beide in ordentliche Formate zu überführen, die hinterher auch ansehnliche Legenden erzeugen, wandeln wir sowohl Wealth als auch Region in Faktoren um:

edu_exp$Wealth <- factor(edu_exp$Wealth,
  levels = c('high_income', 'upper_middle_income', 'lower_middle_income', 'low_income'),
  labels = c('High', 'Upper Mid.', 'Lower Mid.', 'Low'))
edu_exp$Region <- factor(edu_exp$Region,
  levels = c('europe', 'asia', 'americas', 'africa'),
  labels = c('Europe', 'Asia', 'Americas', 'Africa'))

Die von uns erstellten Themes und Farbschemata können wir wieder direkt source()n:

source('https://pandar.netlify.com/post/ggplotting-theme-source.R')

Rufen wir uns erneut unsere Abbildung zur Darstellung des Bildungsindex (Index) in Abhängigkeit von den Investitionen in die Grundschulbildung vor Augen. Erneut beschränken wir uns dabei zunächst auf das Jahr 2013.

scatter2013 <- subset(edu_exp, Year == 2013) |>
  ggplot(aes(x = Primary, y = Index, color = Wealth)) +
    geom_point() +
    labs(x = 'Investment on Primary Eduction',
    y = 'UNDP Education Index',
    color = 'Country Wealth\n(GDP per Capita)') +
    ggtitle('Impact of Primary Education Investments', subtitle = 'Data for 2013') +
    theme_pandar() + scale_color_pandar()
scatter2013
## Warning: Removed 101 rows containing missing values (geom_point).

Hier gibt es direkt einige Dinge, die durch Interaktivität ein besseres Verständnis der Datenlage ermöglich würden: wie schon im Beitrag zu Animationen könnten wir hier versuchen, die Daten aus mehreren Jahren darzustellen (und dabei die Auswahl der Nutzerin oder dem Nutzer zu überlassen). Uns könnte auch interessieren, wie verschiedene Modelle den Zusammenhang zwischen den Variablen darstellen bzw. vereinfachen würden und diese in der Grafik anzeigen lassen. Vor allem aber liegt auf der Hand, dass wir durch Interaktivität die Möglichkeit gewinnen genauer zu wissen, was uns jeder einzelne Punke sagen kann.

Anwenden von ggplotly

Wie schon erwähnt, können wir unsere ggplots direkt in interaktive Plots umwandeln lassen, indem wir unser ggplot-Objekt an die Funktion ggplotly() übergeben. Das hat gegenüber der plotly-eigenen plot_ly den Nachteil, dass wir ein bisschen Flexibilität in der späteren Anpassung der interaktiven Optionen einbüßen, aber hat den immensen Vorteil, dass alle Dinge, die wir uns für den Umgang mit ggplot aneignen auch hier direkt anwendbar sind. So werden z.B. auch alle Farb- und Theme-Anpassungen direkt von plotly übernommen:

ggplotly(scatter2013)

Schon so erhöht sich das Ausmaß in dem man sich mit der Grafik auseinandersetzen kann, für Nutzer*innen deutlich. Sie können an dieser Stelle weiterlesen, um eine Beschreibung der interaktiven Funktionen dieses Plots zu lesen, oder es einfach ausprobieren! Für die Wenigen, die sich für Ersteres entscheiden, hier eine Erläuterung der Funktionen:

Wenn sie mit dem Cursor über einen Datenpunkt hovern, erhalten Sie genauere Informationen über diesen spezifischen Datenpunkt (die sogenannte “hoverinfo”). Im aktuellen Fall sind das die genauen Ausprägungen der drei Variablen, die im Plot auch verarbeitet sind. Außerdem kann man mit dem Cursor einen Bereich im Plot markieren um in diesen herein zu zoomen. Die dritte Möglichkeit, mit dem Datenfenster zu interagieren, stellt die Legende dar. Hier kann man durch einfachen Klick die Datenpunkte der gewählten Gruppen aus- und einblenden.

Über diese Möglichkeiten hinaus bietet Plotly oben rechts einige Navigationsbuttons an. Von links nach rechts:

  • Die Abbildung mit aktuellen Einstellungen als .png speichern.
  • Das oben beschriebene Verhalten, mit dem man in bestimmte Bereiche des Plots hereinzoomen kann. Die Voreinstellung.
  • Das Zoom-Verhalten ausschalten und stattdessen in den Pan-Modus wechseln.
  • In den Box-Select Modus wechseln, um rechteckige Regionen von Datenpunkten auszuwählen.
  • In den Lasso-Select Modus wechseln, um chaotische Regionen von Datenpunkten auszuwählen.
  • Zoom in.
  • Zoom out.
  • Automatische Skalierung von x und y wählen.
  • Auf die ursprüngliche Skalierung von x und y zurück setzen.
  • “Spike lines” anzeigen, die dabei helfen, den Datenpunkt auf x und y zu verorten.
  • Die Hoverinfo des nächstgelegenen Datenpunkts anzeigen. Die Voreinstellung.
  • Die Hoverinfos von, auf der x-Achse naheliegenden Datenpunkten anzeigen.

Wie man sieht, sind das per Voreinstellung ziemlich viele Optionen, die bei weitem nicht immer alle nötig oder sinnvoll sind. Aber besonders zu Beginn können sie dabei helfen, die Daten genauer unter die Lupe zu nehmen.

Hoverinfo anpassen

Die Voreinstellung, in der Hoverinfo die drei bereits in der Abbildung dargestellten Variablen genauer anzugeben ist zwar intuitiv, aber in den meisten Fällen wollen wir dadurch ja zusätzliche Information gewinnen. Sehen wir uns zuerst an, wie man generell anpassen kann, was in der Hoverinfo erscheint.

Die ggplotly-Funktion, die wir nutzen, um unseren ggplot in eine interaktive Grafik zu überführen, nimmt das Argument tooltip entgegen. Die Hilfe unter ?ggplotly gibt dabei folgende Auskunft:

tooltipa character vector specifying which aesthetic mappings to show in the tooltip. The default, “all”, means show all the aesthetic mappings (including the unofficial “text” aesthetic). The order of variables here will also control the order they appear. For example, use tooltip = c("y", "x", "colour") if you want y first, x second, and colour last.

Dieses Argument erlaubt uns also die angezeigte Hoverinfo auszuwählen, indem wir die Ästhetiken auswählen, die angezeigt werden sollen. Hier ist es wichtig auf die Unterscheidung zwischen Ästhetiken und den zugrundliegenden Variablen zu achten! Wir können der Hilfe zufolge in unserem Fall also z.B.

ggplotly(scatter2013, 
  tooltip = c('colour', 'x', 'y'))

nutzen, um im Tooltip erste Informationen zur farbgebenden Variable (Wealth), dann zur x-Achse (Primary) und dann zur y-Achse (Index) anzeigen zu lassen. Leider werden wir hier von der Hilfe angelogen. Es ist ein seit 4 Jahren bekannter Bug, dass diese Sortierung nicht für die Übersetzung von ggplots funktioniert (wenn wir in Plotlys eigener Sprache schreiben würden, würde es funktionieren). Darüber hinaus ist es besonders bei färbenden Ästhetiken wichtig darauf zu achten, dass Plotly (anders als ggplot) nicht die Amerikanische Schreibweise des Arguments als color akzeptiert, sondern ausschließlich die überall anders genutzte Schreibweise colour.

Der generell akzeptierte Workaround für all diese Probleme ist bereits im Hilfetext versteckt: “(including the unofficial”text" aesthetic)". Für unsere Hoverinfos können wir also eine Ästhetik namens text nutzen, um nicht bereits im Plot enthaltene Informationen in gewünschter Reihenfolge anzeigen zu lassen. Dazu können wir entweder unseren gesamten Plot mit der Zusatzästhetik neu generieren, oder die Infos mit einer weiteren Schicht Punkte an den Plot übergeben. Obwohl die zweite Fassung wesentlich unumständlicher klingt:

scatter2013 <- scatter2013 +
  geom_point(aes(text = '...'))

hat sie den Nachteil, dass eben eine zusätzliche Punkteschicht eingeführt wird, was mitunter unvorhergesehene Konsequenzen nach sich ziehen kann. Daher entscheide ich mich, den Plot noch einmal vollständig neu zu generieren und dabei die text Ästhetik global zu definieren. (Geheimtipp: mit dem Zusatzpaket ggedit können über den Befehl remove_geom() auch Schichten aus erstellten Plots entfernt werden, was diesen Schritt mitunter verkürzen kann).

Die neue Ästhetik text kann genau das enthalten, was sie verspricht: Text. Damit wir für jeden Datenpunkt eine eigene Beschriftung bekommen müssen wir also Text erzeugen, der von den Daten abhängt. Zum Glück bietet uns R mit paste eine relativ komfortable Weise, um massenweise Text zu erstellen. Z.B. könnten wir als Label für Spanien haben wollen:

## Spain
## Region: Europe
## GDP/Capita: 30679

Damit erhalten wir Informationen zum Land, der Region und eine detailliertere Einschätzung der Wirtschaftsleistung. Diese ist relevant, weil die Variable auf unserer x-Achse (Primary) ja maßgeblich von dieser beeinflusst wird. Die Kategorie von Wealth wird durch die Färbung der Hoverinfo ausgegeben und Primary und Index sind bereits in der Position des Punktes kodiert, sodass ich diese hier zunächst weglasse.

paste() (und die Schwesterfunktion paste0()) kleben Textbausteine und Variablenausprägungen in einen character Vektor zusammen. Für die oben dargestellte Kombination benötigen wir also:

paste0(Country, 
  '</br></br>Region: ', Region, 
  '</br>GDP/Capita: ', Income)

für unsere text-Ästhetik. So werden für jede Zeile unseres Datensatzes die Ausprägungen der drei aufgeführten Variablen mit den dazwischenstehenden Textbausteinen verbunden. Dieses Vorgehen hat den Vorteil, dass wir hier auch Variablen verarbeiten können, also nicht nur angezeigte oder rohe Informationen anzeigen können. Häufig bietet es sich z.B. an mit round() zu arbeiten, um die Anzeige übersichtlich zu halten. Wir können z.B. auch eine Zusatzinformation wie “Investment per Student” (also der numerische Dollar-Wert, der pro Schüler*in in der Grundschule pro Jahr durch dieses Land investiert wird - natürlich eine außerordentlich grobe Approximation) erzeugen:

paste0(Country, 
  '</br></br>Region: ', Region, 
  '</br>GDP/Capita: ', Income, 
  '</br>Investment/Student: ', round((Primary/100)*Income))

Was z.B. für Spanien in Folgendem resultieren würde:

## Spain
## Region: Europe
## GDP/Capita: 30679
## Investment/Student: 5408

Die </br> in unserer Ästhetik sind einfache Zeilenumbrüche (breaks) in HTML, die Sprache in die unser Plot für die Anzeige übersetzt wird, bevor er vom Browser angezeigt werden kann.

scatter2013 <- subset(edu_exp, Year == 2013) |>
  ggplot(aes(x = Primary, y = Index, color = Wealth,
    text = paste0(Country, 
      '</br></br>Region: ', Region, 
      '</br>GDP/Capita: ', Income, 
      '</br>Investment/Student: ', round((Primary/100)*Income)))) +
    geom_point() +
    labs(x = 'Investment on Primary Eduction',
    y = 'UNDP Education Index',
    color = 'Country Wealth\n(GDP per Capita)') +
    ggtitle('Impact of Primary Education Investments', 
      subtitle = 'Data for 2013') +
    theme_pandar() + scale_color_pandar()

So erstellen wir jetzt also den neuen ggplot. In dessen Anzeige hat sich überhaupt nichts geändert, weil text keine offizielle Ästhetik von ggplot ist. Wenn wir ggplotly darauf hinweisen, dass in dieser Ästhetik aber wichtige Information enthalten ist, wird diese im interaktiven Plot berücksichtigt. Als neue Grafik, mit neuer Hoverinfo ergibt sich als:

ggplotly(scatter2013,
  tooltip = 'text')

Anpassung der Plots

Die Grundeigenschaften und das generelle Layout des Plots haben wir bislang über die Möglichkeiten von ggplot festgelegt. Während es generell eine gute Idee ist, erst die statische Grafik zu enwtickeln und zu formatieren, bevor man in die interaktive Fassung wechselt, gibt es dennoch einige Dinge, die am Ende spezifisch für die mit plotly erstellte Abbildung sind.

Im Wesentlichen bietet plotly drei große Funktionen, mit denen wir die interaktiven Elemente einer Abbildung anpassen können, die durch ggplotly() entstanden ist:

FunktionErläuterungen
layout()Komponenten der interaktiven Darstellung anpassen (z.B. die Formatierung der Legende)
style()Komponenten der Datendarstellung anpassen (z.B. Formatierung der Hoverinfo)
config()Einstellung in der Umsetzung anpassen (z.B. Plotly-Buttons)

Mit allen drei Funktionen sind Anpassungen der Plots in einem Detail möglich, das den Rahmen hier dramatisch sprengen würde. Es sei dazu gesagt, dass die detaillierte Dokumentation dieser Möglichkeiten häufig für die Python-Variante besser ausgearbeitet ist, sodass es sich lohnen kann, auch diese genauer unter die Lupe zu nehmen. Das ist inbesondere der Fall, weil viele Fragen in den Foren sich auf Umsetzungen mit Pyhton beziehen. Die meisten häufigen Einstellungen werden aber auch in der R Dokumentation von Plotly ausreichend dargestellt und mit Beispielen illustriert. Darüber hinaus bietet das Buch von Carson Sievert einige detaillierte Anleitungen zum Umgang mit Plotly.

An den bisherigen Grafiken stört mich, dass die Plotly-Buttons die Legende überdecken und dadurch der Titel der Legende häufig nicht lesbar ist. Das könnten wir z.B. lösen, indem wir die Legende ein bisschen nach unten verschieben. Dafür gibt es in layout das Argument legend. Leider enthält die Hilfefunktion zu ?layout nicht alle Argumente, aber diese werden dann einer Warnmeldung gelistet, wenn wir ein falsches Argument vorgeben. Um uns diesen Umweg zu ersparen, hier die Liste, die dann erscheint:

## 'layout' objects don't have these attributes: 'something.wrong'
## Valid attributes include:
## 'font', 'title', 'uniformtext', 'autosize', 'width', 'height', 'margin',
## 'computed', 'paper_bgcolor', 'plot_bgcolor', 'separators', 'hidesources',
## 'showlegend', 'colorway', 'datarevision', 'uirevision', 'editrevision', 
## 'selectionrevision', 'template', 'modebar', 'newshape', 'activeshape',
## 'meta', 'transition', '_deprecated', 'clickmode', 'dragmode', 'hovermode',
## 'hoverdistance', 'spikedistance', 'hoverlabel', 'selectdirection', 'grid',
## 'calendar', 'xaxis', 'yaxis', 'ternary', 'scene', 'geo', 'mapbox', 'polar',
## 'radialaxis', 'angularaxis', 'direction', 'orientation', 'editType',
## 'legend', 'annotations', 'shapes', 'images', 'updatemenus', 'sliders',
## 'colorscale', 'coloraxis', 'metasrc', 'barmode', 'bargap', 'mapType'

Wir sehen also, dass es für unseren Fall das legend Argument gibt. Alle Argumente sollten dann Listen sein, die weitere Unterargumente enthalten. Für die Positionierung unserer Legende könnten wir also Folgendes nutzen:

layout(p, 
  legend = list(x = 100, y = .5))

Die beiden Koordinaten werden dabei relativ innerhalb des Plots bestimmt. x = 0 entspricht also dem Nullpunkt der x-Achse, x = .5 dem Mittelpunkt usw. Um etwas außerhalb des Plots zu positionieren können wir eine sehr große Zahl nehmen (hier x = 100). So positionieren wir die Legende also rechts außerhalb der Abbildung und auf der Mitte der y-Achse. Leider ist das Problem bei dieser Umsetzung, dass ggplotly den von ggplot gelieferten Legendentitel automatisch oben rechts in die Ecke setzt und uns keine Möglichkeit bietet, diesen zu verschieben. Also ist es erneut Zeit für einen Trick: den Titel in ggplot ausschalten (hier auf NULL gesetzt) und in layout() einen neuen erzeugen:

scatter <- ggplot(edu_exp, aes(x = Primary, y = Index, color = Wealth,
  frame = Year, group = Country,
  text = paste0(Country, 
    '</br></br>Region: ', Region, 
    '</br>GDP/Capita: ', Income, 
    '</br>Investment/Student: ', round((Primary/100)*Income)))) +
  geom_point() +
  labs(x = 'Investment on Primary Eduction',
  y = 'UNDP Education Index',
  color = NULL) +
  ggtitle('Impact of Primary Education Investments') +
  theme_pandar() + scale_color_pandar()

interact <- ggplotly(scatter, tooltip = 'text') |>
  animation_opts(transition = 200) |>
  layout(legend = list(x = 100, y = .5, 
        title = list(text = 'Country Wealth</br></br>(GDP per Capita)')))
interact
## Warning in p$x$data[firstFrame] <- p$x$frames[[1]]$data: number of items to
## replace is not a multiple of replacement length

In ähnlicher Weise funktionieren auch style() und config() für detaillierte Anpassungen der Grafiken. Mit config() können wir z.B. anpassen, welche der Buttons oben rechts angzeigt werden sollen. Z.B. könnten wir Zoom-In, Zoom-Out und das Lasso entfernen:

interact |>
  config(modeBarButtonsToRemove = c('lasso2d', 'zoomIn2d', 'zoomOut2d'))

Eine vollständige Liste der möglichen Buttons lässt sich im GitHub Repository von Plotly finden.

Buttons zum Ein- und Ausblenden eines Smoothers

Mit geom_smooth() können in ggplot2 einfache statistische Glättungen vorgenommen werden, um ein zusammengefasstes Bild des Zusammenhangs der dargestellten Variablen zu erhalten. Für unsere ursprüngliche Abbildung aus 2013 würde das z.B. so aussehen:

scatter2013 <- subset(edu_exp, Year == 2013) |>
  ggplot(aes(x = Primary, y = Index)) +
    geom_smooth(method = 'gam', color = 'grey70', se = FALSE) + 
    geom_point(aes(color = Wealth)) +
    labs(x = 'Investment on Primary Eduction',
    y = 'UNDP Education Index',
    color = 'Country Wealth\n(GDP per Capita)') +
    ggtitle('Impact of Primary Education Investments', subtitle = 'Data for 2013') +
    theme_pandar() + scale_color_pandar()
scatter2013
## `geom_smooth()` using formula 'y ~ s(x, bs = "cs")'
## Warning: Removed 101 rows containing non-finite values (stat_smooth).
## Warning: Removed 101 rows containing missing values (geom_point).

Hier nutze ich nicht die Voreinstellungen von geom_smooth() (den LOESS-Glätter), weil die Datenlage mit ca. 70 Ländern etwas dünn für einen so ausreißeranfälligen Glätter ist. Stattdessen nutze ich hier ein generalisiertes additives Modells (GAM), sodass die eingezeichnete Linie zumindest ein paar Modellannahmen unterliegt und nicht ausschließlich aus den Daten heraus erzeugt wird (eine Einführung in diese Modelle findet sich auf dieser Seite von Michael Clark). Weil es uns hier zunächst nicht um inferenzstatistische Absicherung, sondern vor allem um die vereinfachte Zusammenfassung des Zusammenhangs geht, werden außerdem die Konfidenzintervalle ausgeblendet.

Sinn dieses Abschnitts ist es jetzt, genau solche Smoother interaktiv für jedes Jahr zugänglich zu machen und per Button ein- bzw. ausblenden zu können. Damit das möglich ist, müssen wir uns - erneut - eines Tricks bedienen. Aber beginnen wir erst mit dem ggplot, der die Grundlagen des interaktiven Plots darstellt:

smooth <- ggplot(edu_exp, aes(x = Primary, y = Index, frame = Year)) +
  geom_smooth(method = 'gam', color = 'grey70', alpha = .2, se = FALSE) +
  geom_point(aes(color = Wealth,
        text = paste0(Country,
          '</br></br>Region: ', Region,
          '</br>GDP/Capita: ', Income,
          '</br>Investment/Student: ', round((Primary/100)*Income)))) +
  labs(x = 'Investment on Primary Eduction',
    y = 'UNDP Education Index',
    color = NULL) +
  ggtitle('Impact of Primary Education Investments') +
  theme_pandar() + scale_color_pandar()
## Warning: Ignoring unknown aesthetics: text

Weil die Hoverinfos und die Gruppeneinteilung in Wohlstandsgruppen nicht GAM-Geraden ausgegeben werden sollen, sondern nur für die tatsächlichen Datenpunkte, muss auch hier erneut der Grundlegende ggplot zusammengestellt werden. Dafür rutschen die Ästhetiken color und text in die geom_point() und werden nicht mehr global definiert.

Nun der spannende Teil: um Buttons einzuführen müssen wir das Argument updatemenus des layout() in Plotly nutzen. Wie für beinahe alle Argumente liebt Plotly hier Listen von Listen von Listen. Sehen wir uns zunächst die gesamte Button-Definition an:

menus <- list(
  list(type = 'buttons',
    x = 1.3, y = .2, align = 'left',
    buttons = list(
      list(method = 'restyle',
        args = list('line.color', 'rgba(179,179,179,1)'),
        label = 'Smoother On'),
      list(method = 'restlye',
        args = list('line.color', 'rgba(179,179,179,0)'),
        label = 'Smoother Off')
    ))
)

Diese Liste soll eine Liste von möglichen Änderungen der Menüs von Plotly sein. Einer der möglichen Typen für ein solches Menü sind Buttons, daher hier type = 'buttons'. Die folgenden Argumente dienen der Verortung der Buttons im Plot. Wie schon oben sind x und y hier relativ gemeint. Damit die Knöpfe unter unserer Legende angezeigt werden, positionieren wir sie mit y = .2 etwas niedrieger und mit x = 1.3 etwas außerhalb des eigentlichen Plot-Bereichs. Mit align = 'left' werden sie dann anschließend noch linksbündig eingerichtet.

Im Anschluss werden an das Argument buttons die zu definierenden Knöpfe in - wie sollte es anders sein? - Listenform angegeben. In Plotly werden vier Arten von Buttons unterschieden:

ButtonErläuterung
restyleOberflächeneigenschaften (z.B. Farben oder Punkt-Typen) der Datendarstellung verändern
relayoutLayout-Eigenschaften der gesamten Abbildung ändern
updateDatengrundlage (z.B. Auswahl eine Gruppe) verändern
animateÄnderungen der Animationsart, derzeit nur rudimentär implementier

Wir wollen in diesem Fall “Obeflächeneigenschaften” verändern, weil wir lediglich Smoother ein- bzw. ausblenden wollen. Der vorhin angesprochene “Trick” besteht darin, dass wir unseren Smoother gar nicht verschwinden lassen, sondern nur die Oberflächeneigenschaften dahingehend ändern, dass er so durchsichtig wird, dass wir ihn nicht mehr sehen. Das erreichen wir dadurch, dass wir die 'line.color' im RGBA-Format (Red Green Blue Alpha) so definieren, dass sie dem im geom_smooth() genutzten Grau entspricht. Für den Button Smoother On bekommt sie außerdem ein Alpha von 1 zugewiesen (vollständig undurchsichtig), für den Button Smoother Off bekommt sie ein Alpha von 0 zugewiesen (vollständig durchsichtig).

Das Ganze können wir mit unseren schon oben besprochenen layout()-Optionen kombinieren, sodass wir folgende, finale Abbildung erhalten:

smoothly <- ggplotly(smooth, tooltip = 'text') |>
  animation_opts(transition = 200) |>
  layout(legend = list(x = 100, y = .5,
    title = list(text = 'Country Wealth</br></br>(GDP per Capita)')),
    updatemenus = menus)
## `geom_smooth()` using formula 'y ~ s(x, bs = "cs")'
## Warning: Removed 2641 rows containing non-finite values (stat_smooth).
smoothly
## Warning in p$x$data[firstFrame] <- p$x$frames[[1]]$data: number of items to
## replace is not a multiple of replacement length

In diesem Abschnitt haben wir nur die Oberfläche der Anpassungsmöglichkeiten mit Plotly angeschnitten. Eine Komponente, die hier noch vollkommen unangesprochen blieb, ist die Kombination solcher interaktiver Grafiken in vollständigen Dashboards. Dafür gibt es das Paket dash, welches ebenfalls von Plotly angeboten wird. Für mehr Anpassungen einzelner, interaktiver Plots gibt es noch sehr viel mehr Details im bereits angesprochenen Buch von Carson Sievert und in der offiziellen Dokumentation von Plotly.

Martin Schultze
Koordination